Burj Al Babas ist das Mahnmal übermütiger Investorenarchitektur: Was als kitschiges Domizil für wohlhabende Eigentümer:innen gedacht war, ist nun eine Geisterstadt für schaulustige Urban Explorers.
Die europäischen Monarchien mögen in den vergangenen Jahrhunderten an Macht und Einfluss auf die politischen Verhältnisse eingebüßt haben, ihre prächtigen Schlösser, Burgen und Paläste jedoch sind geblieben. Die unbestreitbare Extravaganz und Opulenz der Gebäude hat etwas, das sie zeitlos erscheinen lässt. Vielleicht war es das, was zwei türkische Immobilienunternehmer, die Gebrüder Yerdelen, dazu veranlasste, in der Nähe des Schwarzen Meeres ein Dorf mit 732 Mini-Schlössern zu planen, das sie Burj Al Babas tauften.
Was steckt hinter Burj al Babas?
Die Idee: Menschen, die sich nicht für Südfrankreich oder die nordöstliche Spitze Spaniens interessierten, würden das mediterrane Klima hier auf Dachterrassen im gotischen Stil mit Blick auf den üppigen türkischen Wald genießen können. Den Ort für ihr kleines Königreich hatten die Projektentwickler, die Sarot Group (die von den Brüdern Yerdelen und ihrem Partner Bülent Yılmaz geleitet wird) durchaus mit Bedacht gewählt: Sie entschieden sich für den römischen Kurort Mudurnu, der für seine heißen Quellen und sein angebliches Heilwasser bekannt ist.
Jede Villa sollte mit einer Fußbodenheizung und Whirlpools auf jeder Etage ausgestattet sein – die Idee der Entwickler war es, europäisch inspirierten Luxus in den Nahen Osten zu transportieren, in einem geradezu irrwitzigen Projekt von gigantischen Ausmaßen und einem derart absonderlichen Stil, dass man sich nur kopfschüttelnd fragen kann, was wohl in die Initiatoren gefahren war.
Das ist der Grund, warum Burj Al Babas eine Geisterstadt ist
Was die übergeschnappten Unternehmer am Ende in die Knie zwang, war allerdings nicht späte Einsicht, sondern schlicht der Bankrott: Ein gescheiterter politischer Putsch und mehrere terroristische Anschläge brachten die türkische Wirtschaft zum Stillstand und zwangen die Bauträger zum Konkurs, außerdem zogen Investor:innen und Käufer:innen ihr Geld aus dem 200-Millionen-Dollar-Projekt ab. Leider zu spät: Von 732 geplanten identischen Minischlösschen waren 587 bereits gebaut, was blieb, ist ein einstmals idyllisches Tal voller verwaister, halbfertiger Bauruinen und eine spektakuläre Fehlinvestition.
Aus der Ferne sieht das Viertel mit seinen unzähligen grauen Türmchen tatsächlich aus, als stammte es aus der Horrorversion eines Disney-Films, bei näherer Betrachtung sind es eher unheimliche, fast schon postapokalyptische Vibes, die Burj Al Babas durchwehen. Schier endlose Reihen von teilweise fertiggestellten Schlössern auf einer traurigen Brache (zur geplanten Landschaftsgestaltung kam es nie) – die verlassene Stadt wirkt, gelinde gesagt, beängstigend; ein Mahnmal fehlgeleiteter Investorenambitionen.
Und was ist nun aus Burj al Babas geworden?
Heute zieht es viele Tourist:innen in die Geisterstadt, die damit immerhin als spektakuläre Kulisse für Social-Media dient. Die postapokalyptische Bauruine wurde auch als Drehort für diverse Musikvideos genutzt, unter anderem für Meduza oder Ufo361, und geistert immer wieder durch diverse auf Lost Places spezialisierte YouTube-Kanäle. Sogar die offizielle Website (samt Informationen zu Ausstattung und Kauf existiert noch, von Geboten auf die leerstehenden Geisterhäuser raten wir aber ab. Für nahegelegene Stadt Mudurnu bleibt Burj al Babas weiterhin ein Dorn im Auge, denn seit 2015 steht sie auf der Vorschlagsliste des Unesco-Weltkulturerbes, man befürchtet aber, dass die Chancen wegen des bizarren Kontrastes der historischen osmanischen Altstadt zu dem Neubauviertel schlecht stehen. Zum Innenleben gibt es wenig Material, aber der Youtube-Kanal YesTheory war Vor Ort und brachte Bilder aus einem der verlassenen Häuser mit.
Author: Matthew Logan
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