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Diese Steuerberaterin spezialisiert sich auf Kryptowährungen | Steuern | Haufe


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    Afra Stöhr berät in ihrer Kanzlei ausschließlich Mandantinnen und Mandanten, die im Bereich der Kryptowährungen zugange sind. Welche Fallstricke sie dabei beachten muss, und warum sie diese Spezialisierung gewählt hat, erzählt sie im Interview.

    Afra, du hast dich als Steuerberaterin auf das Thema Krypto spezialisiert. Wie kam es dazu?

    Mit der Besteuerung von Kryptowährungen beschäftige ich mich seit 2017. Damals bin ich im privaten Bereich damit in Berührung gekommen und habe recht schnell gemerkt, dass ich mich damit beruflich beschäftigen möchte. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Kanzlei, die sich auf dieses Thema fokussiert hat. Ich habe gemerkt, dass ich diese Kanzlei selber gründen muss. Das habe ich im letzten Jahr getan. Seitdem betreue ich ausschließlich Mandantinnen und Mandanten, die in irgendeiner Form Bezug zur Kryptowelt haben. Mit diesem Schritt habe ich mir meinen Traumjob geschaffen.

    Sind Kryptowährungen und alles, was dazugehört, ein dankbares Beratungsthema?

    Für mich ist es sein sehr dankbares Beratungsthema. In erster Linie, weil man mit super interessanten Menschen zu tun hat. Zum anderen aber auch, weil die steuerliche Qualifizierung von Einkünften aus Kryptowährungen immer wieder sehr herausfordernd ist. Ich mag diese Herausforderung. Man muss sich immer wieder auf die absoluten Grundsätze der Besteuerung besinnen und überlegen, wie man diese zielführend auf die Einkünfte anwenden kann. Es gibt eben noch nicht 30 Urteile, an denen man sich orientieren kann. Man muss Qualifizierungen vornehmen, die bisher noch keiner vorgenommen hat und diese dann der Finanzverwaltung verständlich darstellen.

    Wenn man diese Herausforderung mag, ist die Besteuerung von Kryptowährungen ein sehr dankbares Beratungsthema. Ich habe dadurch die Möglichkeit, als kleine Boutique-Kanzlei sehr spannende Beratungsprojekte zu betreuen, wie sie sonst eher in größeren Kanzleien vorkommen.

    Afra Stoehr

    Afra Stöhr hat sich als Steuerberaterin auf die Beratung im Bereich Kryptohandel spezialisiert.

    Mit welchen Fragen kommen Mandantinnen und Mandanten auf dich zu?

    Die meisten Mandantinnen und Mandanten kommen mit einer großen Unsicherheit zu mir. Sie haben keine Ahnung, wie ihre Einkünfte zu versteuern sind und sind oft noch mehr verunsichert, wenn sie mit vermeintlichen Steuerexperten gesprochen haben.

    Wir räumen dann erstmal die Vergangenheit auf und ermitteln, welche verschiedenen Einkunftsarten sie erzielt haben und in welcher Höhe. Regelmäßig erfolgt das in einem regen Austausch mit der Finanzverwaltung.

    Was hat sich in den vergangenen Monaten in der Kryptowelt getan?

    Insgesamt hat sich in der Kryptowelt sehr viel getan. Die Technologie rückt immer mehr in den Fokus und es gibt immer mehr Menschen, die sich mit der Thematik beschäftigen. Es ist aber nach wie vor ein Nischenthema. Es fehlt noch an sinnvollen Anwendungsfällen der Technologie, die einen realen Nutzen haben. Noch ist die Szene mit dem Aufbau von Intrastruktur beschäftigt und ein Spielfeld für Entwickler. Ob es zu einer tatsächlichen Anwendung kommt, wird sich in der Zukunft zeigen.

    Wie in jeder Entwicklung gibt es aber auch in der Kryptowelt Rückschläge und die haben wir in den letzten Monaten erlebt. Einflussreiche Persönlichkeiten haben durch ihr Fehlverhalten das Vertrauen in die Szene massiv belastet und uns in der Adaption einige Jahre zurückgeworfen.

    Wie kam es dazu?

    Ein wesentlicher Aspekt der Blockchain-Technologie ist Dezentralität. Spannend ist, dass die meisten Krisen nicht aufgrund der Dezentralität entstanden sind, sondern aufgrund mangelnder Dezentralität. Weil es doch gierige Geschäftsführer gab, die in ihre eigene Tasche gewirtschaftet haben.

    Wenn die Kurse einbrechen, gibt es immer Verlierer. Menschen verlieren ihr Vermögen teilweise in tragischen Ausmaßen. In der Kryptowelt ist das aus verschiedenen Gründen besonders dramatisch.

    Solche Nachrichten bringen dann gern die gesamten Kryptowelt ins Wanken und sie bringen die Kurse der Kryptowährungen zum Einstürzen. Die Kryptowelt ist sensibel. Eine schlechte Nachricht führt hier schnell zu Panik.

    Vermutlich liegt das auch an der Dezentralität selbst. In der Regel gibt es nicht einen Geschäftsführer, der im Falle einer Krise ein durchdachtes Statement veröffentlicht und als Führungskraft die Situation auffangen kann. In der Kryptowelt verbreiten sich Details und Informationen wie ein Lauffeuer über Twitter und führen zu Panik.

    Was hat das für Auswirkungen für Steuerpflichtige, die in diesem Feld tätig sind?

    Wenn die Kurse einbrechen, gibt es immer Verlierer. Menschen verlieren ihr Vermögen teilweise in tragischen Ausmaßen. In der Kryptowelt ist das aus verschiedenen Gründen besonders dramatisch. Zum einen sind viele der Krypto-Enthusiasten noch sehr jung. Entsprechend haben sie keine Erfahrung im Umgang mit großen Vermögen. Bei dieser hohen Volatilität ist das besonders herausfordernd. Neben der mentalen Stärke braucht man ein Risiko-Management-System und eine Steuerstrategie. Das ist vielen nicht bewusst. Sie bauen große Kryptovermögen auf und machen sich über die daraus entstehenden Konsequenzen keine Gedanken. Fallen nun die Kurse, verschwindet das Vermögen. Was übrig bleibt, sind die Steuerverbindlichkeiten, sowie die psychische Belastung mit dem Verlust umgehen zu müssen.

    Lesen Sie auch: Verluste aus dem Handel mit Kryptowerten können mit Gewinnen aus dem Handel mit Kryptowerten verrechnet werden – wenn die Steuerpflichtigen einige Fallstricke beachten. Hier weiterlesen.

    Ein weiterer Grund für die Tragik ist, dass Einkünfte im Zusammenhang mit Kryptowährungen oft zu einem sogenanntem Dry Income führen. Die Steuerpflichtigen erzielen Einkünfte, teilweise in sehr hohen Volumen, aber diese fließen ihnen nicht in Euro zu, sondern in Tokens. 

    Manche dieser Krypto-Enthusiasten denken gar nicht in Euro. Sie leben von ihrem normalen Gehalt und die Kryptowelt ist eine separate. Sie haben gar nicht vor, ihr Kryptovermögen in Euro umzuwandeln. Entsprechend ist ihnen aber leider auch oft nicht bewusst, dass diese Vermögen trotzdem zu Steuern führen. Oder die konkreten Regelungen sind ihnen unverständlich, weil sie einfach einen komplett anderen Blickwinkel haben.

    Was hat sich auf Seiten der Gesetzgeber getan, um Probleme wie diese aufzufangen?Es gibt keine Steuergesetze, die extra für die Besteuerung von Kryptowährungen geschaffen wurden. Vielmehr muss man diese neuen Sachverhalte in die bestehenden Gesetze einordnen. Das funktioniert mal besser und mal schlechter. In manchen Fällen kommt es leider zu sehr unglücklichen Konstellationen.Vergangenes Jahr hat das BMF erstmals ein Schreiben veröffentlicht, in dem es auf die Ertragsbesteuerung von virtuellen Währungen und sonstigen Token eingeht. Darin wird auch festgehalten, dass die gefürchtete Zehnjahresfrist bei virtuellen Währungen keine Anwendung findet.

    Dieses Schreiben hat aber nicht nur Klarheit gebracht, denn es darf keinesfalls als endgültiges und allesumfassendes Gesetz missinterpretiert werden. Es gibt lediglich die Meinung der Finanzverwaltung wieder.

    Für einen einfachen Trader erscheint es nicht so kompliziert, die Einkünfte aus dem Handel mit Kryptowährungen zu berechnen und dafür entsprechende Steuerrückstellungen zu bilden. Es gibt aber eine Vielzahl an Möglichkeiten, mit Krpytowährungen Einkünfte zu erzielen, welche steuerlich völlig verschieden zu qualifizieren sind.

    Welche gesetzlichen Regelungen würdest du dir wünschen?

    Mit der Zeit bin ich bei meinen Überlegungen dazu zu dem Punkt gekommen, dass es wirklich sinnvoller wäre, die Einkünfte im Zusammenhang mit Kryptowährungen erst dann zu besteuern, wenn sie in Euro getauscht werden. Für einen einfachen Trader erscheint es nicht so kompliziert, die Einkünfte aus dem Handel mit Kryptowährungen zu berechnen und dafür entsprechende Steuerrückstellungen zu bilden. Es gibt aber eine Vielzahl an Möglichkeiten, mit Krpytowährungen Einkünfte zu erzielen, welche steuerlich völlig verschieden zu qualifizieren sind. Teilweise sind die Verluste nicht mit den Einkünften verrechenbar. Um hier keine Fehler zu machen, muss man ein Steuerexperte sein. Der Durchschnittsbürger ist aber kein Steuerexperte und insbesondere nicht der Anfang 20-jährige Entwickler. Es sollte auch nicht nötig sein, Steuerexperte zu sein, um nicht aus Versehen in eine Privatinsolvenz aufgrund von Steuerschulden zu rutschen.

    Die Gesetze sollten so sein, dass sie mit einem gesunden Menschenverstand einigermaßen nachvollziehbar sind. Hinzukommt, dass in Deutschland das Leistungsfähigkeitsprinzip gilt. Es besagt, dass jeder nach Maßgabe seiner individuellen ökonomischen Leistungsfähigkeit Steuern zahlen soll. Wenn Steuerpflichtige auf Einkünfte Steuern zahlen müssen, die sie nie in Euro erhalten haben und aufgrund der starken Volatilität der Kurse auch nicht in Euro erhalten konnten, entspricht das nicht dem Leistungsfähigkeitsprinzip.

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    Author: Elizabeth Rodriguez

    Last Updated: 1703098921

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    Job: Robotics Engineer

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