Für Anleger, die in Bitcoin investieren wollen, ohne es selbst zu halten, mehren sich die Angebote. Doch für wen sind sie geeignet?
Von seinen Anhängern wird Bitcoin geschätzt, weil es dezentral ist, von niemandem abgedreht werden kann, weil man nicht um Erlaubnis fragen muss, weil es auf Physik und Mathematik statt auf abänderbaren Regeln basiert, weil es knapp ist. Vorige Woche hat Bitcoin allerdings wieder mit etwas ganz anderem für Aufmerksamkeit gesorgt: Es ist deutlich gestiegen.
Auslöser war die Ankündigung großer Banken und Fondsanbieter, Produkte und Dienstleistungen rund um Bitcoin anzubieten. Das ließ den Kurs zeitweise über 30.000 Dollar oder 27.500 Euro steigen. Wer vor einem Jahr Bitcoin gekauft hat, ist jetzt mehr als 50 Prozent im Plus, wer vor drei Jahren gekauft hat, dessen Kapital hat sich auf Dollarbasis verdreifacht. Wer noch früher gekauft hat, kann sich ohnehin über teils exorbitante Kursgewinne freuen. Nur im Zweijahresvergleich steht noch ein Minus zu Buche. Im Jahr 2021 hatte eine Bitcoin-Einheit zeitweise mehr als 60.000 Dollar gekostet, bis dahin ist es noch ein Stück weit.
Bitcoin setzt sich von Krypto ab
Noch etwas hat sich getan: Die Bitcoin-Dominanz (Anteil am gesamten Kryptomarkt) ist zeitweise wieder über 50 Prozent geklettert, ein Wert, den man seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hat. Bitcoin setzt sich von „Krypto“ ab.
Doch was planen die Banken und Fondsgesellschaften überhaupt? Blackrock und Wisdom Tree wollen in den USA Bitcoin-ETFs (börsengehandelte Fonds) auflegen und haben entsprechende Anträge bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Dabei soll es sich um Spot-ETFs handeln, die direkt mit Bitcoin hinterlegt sind. So etwas hat die SEC in der Vergangenheit zurückgewiesen, doch die Anbieter glauben nun, bessere Argumente zu haben als früher.
Fonds, ETFs, ETPs
Was es bereits gibt, sind Bitcoin-Futures-ETFs wie den ProShares Bitcoin Strategy ETF (BITO), die mit Derivaten hinterlegt sind – und Treuhandfonds wie den Grayscale Bitcoin Trust. Letzterer will sich auch zu einem ETF umwandeln. Darüber hinaus gibt es ETPs, das sind Wertpapiere, die den Bitcoin-Kurs nachbilden und ebenfalls mit Bitcoin hinterlegt sind, etwa von Wisdom Tree oder 21Shares. Letztere kann man etwa auch an der Wiener Börse handeln.
Indes haben die großen Anbieter weitere Kryptoprojekte initiiert: Das Wertpapierhaus Citadel, eine Tochter der Fondsgesellschaft Fidelity und der Broker Charles Schwab haben die neue Kryptobörse EDX Markets gestartet. Die Deutsche Bank hat eine Lizenz beantragt, um für ihre Kunden digitale Vermögenswerte verwahren zu können. Auch österreichische Banken suchen nach Lösungen, was sie Kunden anbieten können, wenn diese in Bitcoin investieren wollen, und arbeiten mit Krypto-Plattformen zusammen.
Doch ist das nun gut oder schlecht für Bitcoin? Den Kurs hat es zuletzt deutlich angetrieben. Wie stark die neuen Angebote (die es zum Teil noch gar nicht gibt) nachgefragt werden, muss sich erst zeigen.
Eingefleischte Bitcoin-Fans stehen derlei Angeboten skeptisch gegenüber. Sie sehen keine Alternative zur Selbstverwahrung von Bitcoin auf der eigenen digitalen Geldbörse (Wallet). Denn das ist ja gerade das Revolutionäre an Bitcoin, dass man auf keine Instanz angewiesen ist, um sein Geld zu verwahren oder damit zu bezahlen. Konten können nicht gesperrt, Zahlungen nicht verhindert werden (allenfalls getrackt).
Wenn man eine Bank oder einen Vermögensverwalter für sich in Bitcoin investieren lässt, kann die Kryptowährung diese Eigenschaften nicht entfalten. Und dann stellt sich letztlich auch die Frage, woher ihr Wert kommen soll.
Not your Key, not your Coin
Bitcoin-Produkte und treuhänderische Verwahrung durch Banken haben zweifellos den Vorteil, dass man seine Zugangsdaten – und damit den Zugriff auf seine Bitcoin – nicht verlieren kann. Das ist aber nur deswegen der Fall, weil man keine hat: Die Bank hält dann die Schlüssel. „Not your Key, not your Coin“, lautet eine Bitcoin-Weisheit. „Ohne Schlüssel sind es auch nicht deine Bitcoin.“
Geeignet sind die Angebote zunächst für Anleger, die nichts weiter wollen, als an einem etwaigen weiteren Kursanstieg von Bitcoin zu partizipieren. So mancher Käufer von Bitcoin-Produkten dürfte sich aber auch informieren, was dieses Bitcoin überhaupt ist, in das man nun so leicht investieren kann. Und das könnte die Verbreitung und Akzeptanz von Bitcoin selbst vorantreiben.
Wie investiere ich in Bitcoin?
Bitcoin hält man am besten auf der eigenen Wallet. Nur dann kann die Kryptowährung ihre besten Eigenschaften (dezentral, erlaubnisfrei) entfalten. Doch gibt es auch Produkte von Banken.
Börsen
Drei Wege führen zum Besitz von Bitcoin: Man kann sie schürfen, verdienen – und kaufen. Letzteres passiert meist über Broker wie Coinfinity oder Kryptobörsen wie Bitpanda, 21Bitcoin, Relai, Kraken, Coinbase, Binance. Man meldet sich an, überweist Euro und kauft Bitcoin. Viele Anleger lassen die Bitcoin bei den Börsen liegen. Doch das birgt Risiken.
Wallets
Zum Verwahren von Bitcoin eignen sich Hardware-Wallets (etwa USB-Sticks von Bitbox, Trezor, Ledger etc.). Dort sind die Bitcoin vor Zugriffen oder Insolvenzen (wie bei FTX im Vorjahr) sicher, sofern man nicht den Private Key oder die Seed-Phrasen (24 Wörter, die beim Einrichten generiert werden und aus denen man den Private Key ableiten kann) verliert.
Man kann seine Bitcoin auch im Kopf haben und überall hin transportieren, wenn man sich die Seed-Wörter merkt. Ein Backup schadet aber nicht, falls man vergesslich wird oder die Bitcoin vererben will. Zum Bezahlen im Alltag eignen sich eher Software-Wallets (Apps) mit Lightning-Funktion. Dort sollte man nur kleine Beträge halten.
ETFs und ETPs
Dabei handelt es sich um Bankprodukte, über die man an der Kursentwicklung von Bitcoin partizipieren kann, ohne selbst welche zu halten. Wer Bitcoin als reine Depotbeimischung sieht, für den sind diese Produkte durchaus geeignet. Wer Bitcoin als Revolution des Geldsystems sieht, wird an der Selbstverwahrung nicht vorbeikommen.
Author: Jason Higgins
Last Updated: 1703024761
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